Historisk arkiv

Utdeling av Willy Brandt-prisen 2015

Historisk arkiv

Publisert under: Regjeringen Solberg

Utgiver: Utenriksdepartementet

Statsråd Vidar Helgesens tale under utdelingen av Willy Brandt-prisen i Berlin 4. november 2015.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde und Förderer der deutsch-norwegischen Beziehungen,
verehrte Preisträger und Mitglieder der Norwegisch-Deutschen Willy-Brandt-Stiftung,

Der Willy-Brandt-Preis wird heute zum 16. Mal verliehen. Dieses Jahr werden zwei Personen damit ausgezeichnet, die sich herausragend um die Entwicklung der deutsch-norwegischen Beziehungen verdient gemacht haben. Für beide Preisträger ist bezeichnenderweise die Sprache ein wichtiges Werkzeug. Im Mittelpunkt des Journalismus steht das Wort. Und Worte sind Botschaften.

Utdelingen av Willy Brandt-prisen 2015. Fra venstre: Sverre Myrli (stortingsrepresentant, norsk styreleder av den norsk-tyske Willy-Brandt-stiftelsen), Vidar Helgesen (EØS/EU-minister), Clemens Bomsdorf (tysk vinner av Willy Brandt-prisen 2015, journalist), Sten Inge Jørgensen (norsk vinner av Willy Brandt-prisen 2015, journalist). Bak fra venstre: Axel Berg (Tysklands ambassadør i Norge), Michael Roth (statsminister for Europa i Forbundsrepublikken Tysklands utenriksdepartement) og Elisabeth Walaas (Norges ambassadør i Tyskland). Foto: Rune Bjåstad, UD

So ehren wir heute zwei Personen, die vom Schreiben leben und die von ihrer jeweiligen Plattform aus durch ihre Arbeit dazu beigetragen haben, dass wir einander besser kennenlernen.

Als Korrespondent und freier Journalist muss man ganz verschiedene Fachgebiete und journalistische Gattungen beherrschen. Doch nur den wenigsten ist es vergönnt, eine solche Spannbreite im Repertoire zu haben wie Clemens Bomsdorf.

Der Abstand ist groß zwischen einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Haschmärkte in Skandinavien als Fallbeispiel für Studierende der Wirtschaftswissenschaften und einem Interview für das Wall Street Journal mit Ihrer Majestät Königin Sonja über ihre Kunstsammlung. Herr Bomsdorf hat beides gemeistert. Und vielleicht ist es eben diese Vielseitigkeit, die seine journalistische Tätigkeit kennzeichnet, seine Fähigkeit, sich mit so großer Leichtigkeit und tiefer Einsicht zwischen den Gegensätzen in der skandinavischen Gesellschaft zu bewegen.

Verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer,

Europa steht heute vor immensen Herausforderungen.

Gleichzeitig ist es so, dass jede Zeit ihre eigenen Antworten auf die aktuellen Herausforderungen finden muss. Alle europäischen Sozialstaaten sehen sich den gleichen Problemen gegenüber. Wir müssen erneuern, um erhalten zu können. Und uns sind alle Möglichkeiten gegeben, dies auch zu schaffen. Wir tun dies am besten auf die Weise, dass wir gemeinsam nach vorne blicken – gemeinsam mit den Ländern, die uns nahe stehen.

Das Netz der Beziehungen und Kontakte zwischen unseren Ländern und zwischen den Menschen in unseren Ländern wird immer dichter gewebt. Über Jahrhunderte hinweg haben wir uns gegenseitig Impulse gegeben. Martin Luthers Bedeutung für die norwegische Kultur kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Die Hanseaten trugen dazu bei, dass die Städte und Ortschaften an der norwegischen Küste in den Welthandel eingebunden wurden. Deutsche Fachleute kamen nach Norwegen und trugen mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen zur Entwicklung des norwegischen Bergbaus und einer modernen Industriegesellschaft bei. Zudem geben bedeutende deutsche Künstler, Dichter und Denker uns seit Hunderten von Jahren wertvolle Inspiration.

Und auch heutzutage kommen Deutsche nach Norwegen, um das Zusammenwirken unserer Kultur einerseits und der weiträumigen Landschaft und Natur andererseits zu erleben.

Unterwegs entdecken wir alle, dass wir auf den Spuren unserer Vorfahren wandeln. Spuren, die nach vielen Jahren des Reisens, des Austauschs und der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern zahlreich und tief geworden sind. Willy Brandt zählt zu denen, die außerordentlich tiefe Spuren hinterlassen haben. Willy Brandt war ein wahrer Staatsmann und ein echter Europäer. Wir sind stolz, dass er sich in einem Abschnitt seines Lebens Norweger nannte und nennen durfte.

In den letzten Jahren haben wir – unter anderem im Rahmen der Deutschland-Strategie der norwegischen Regierung – unser Augenmerk verstärkt auf Deutschland gerichtet.

Deutsche und norwegische Politiker haben engen Kontakt miteinander und treffen sich häufig. Beide Länder gehören dem europäischen Binnenmarkt an – Deutschland als Mitglied der EU, Norwegen durch das EWR-Abkommen. Immer mehr deutsche Ärzte, Architekten, Handwerker und andere Fachleute – Frauen und Männer – ziehen nach Norwegen um und arbeiten hier. Sie werden im ganzen Land willkommen geheißen als Mitglieder der örtlichen Gemeinschaft.

In der anderen Richtung zieht es wiederum norwegische bildende Künstler, Musiker und Schriftsteller – ebenfalls Männer und Frauen – nach Deutschland, ihnen geht es um neue Impulse und die Begegnung mit einem internationalen Publikum.

Viele Norwegerinnen und Norweger reisen nach Berlin, um die kulturelle Hauptstadt Europas zu erleben.

In diesem Zusammenhang ist mir bekannt, dass die norwegische Botschaft mehrfach die Möglichkeit mit Freude genutzt hat, Herrn Bomsdorf bei Kulturveranstaltungen mit der Moderation zu beauftragen. Auch bei solchen Gelegenheiten erweist Herr Bomsdorf sich als Mensch mit viel Einsicht und einer glänzenden Kommunikations- und Darstellungsfähigkeit. Er hat sehr viele Kontakte im norwegischen Kulturleben und genießt hohes Ansehen bei den Kulturschaffenden.

Mit seiner journalistischen Tätigkeit hat Clemens Bomsdorf erheblich zu einem vertieften Verständnis des modernen Norwegen beigetragen. Seine Form und sein Medium ermöglichen es ihm, viele Menschen mit seinem Anliegen zu erreichen. Herr Bomsdorf ist seit vielen Jahren aktiv bei den Internationalen Journalisten-Programmen (IJP) tätig. Dadurch hat er wesentlich zu einer Intensivierung der Beziehungen zwischen deutschen und norwegischen Journalisten und Redaktionen beigetragen.

Clemens Bomsdorf erhält den Willy-Brandt-Preis 2015 für seine Tätigkeit und sein Interesse für Norwegen, für Land und Leute, und dafür, dass er das heutige Europa und die gegenwärtigen Herausforderungen in den Mittelpunkt stellt.

Herzlichen Glückwunsch!